Argumente aus dem Brief an die Abgeordneten von SPD/Grüne/Freie Wähler

 

  • Die Gutachtenlage spricht weder für eine Standortabwicklung noch für die Notwendigkeit einer längerfristigen Baumaßnahme. Sie empfiehlt ausdrücklich die Erhaltung des Standorts.
    Am 23.01.2014 hat eine Begehung der Schule mit einer Bau-Biologin stattgefunden. Diese hat in einem Kurzgutachten (Anlage 1 zu diesem Schreiben) zur Situation in der Weise Stellung bezogen, dass eine Weiterführung des Schulbetriebs nach nur wenigen Wochen nach bestimmten Grundsicherungsmaßnahmen erfolgen kann. Das Kernerfordernis wäre später – möglicherweise in den Sommerferien 2014 –  die lange anstehende Dachsanierung. Der Kostenrahmen für die empfohlene Sanierung erreicht bei Weitem nicht den Ansatz der Verwaltung.
    Das seitens der Hansestadt eingeholte Gutachten des Sachverständigen Dr. Keller zeigt auch Ansätze in diese Richtung und gibt den seitens der Verwaltung veranschlagten Sanierungsaufwand nicht her. Als Sofortmaßnahmen empfiehlt ein weiteres Schreiben des Dr. Keller an die Verwaltung sogar einfache Maßnahmen wie Abwischen sämtlicher Grundflächen und Waschen der Vorhänge.
    All dies korrespondiert nicht mit nun in den Raum gestellten Maßnahmen wie Abriss und Neubau oder einer umfassenden Sanierung mit Kosten in Höhe von 1,4 Mio. Euro. Bei einer zügigen Sanierung entfielen so auch Kosten für langfristige Container- und Bustransferlösungen.
  • Finanzielle Unterstützung zu Bau- und Sanierungsmaßnahmen ist in Aussicht gestellt.
    Die Anregung von Herrn Puhle in der Veranstaltung vom 23.01.2014, u.a. die Possehl-Stiftung zu kontaktieren und Zuschussmöglichkeiten zu sondieren, ist aufgegriffen worden. Seitens der Stiftung ist bereits angedeutet worden, eine Sanierungsmaßnahme in ähnlichem Volumen mitzutragen, wie dies bereits bei der Neugestaltung des Schulhofs im Jahr 2013 der Fall gewesen ist.
    Weitere Stiftungen sollen angefragt werden. Die letztlich auch durch die entstandene Notsituation alarmierte Elternschaft steht für Eigenmaßnahmen motiviert zur Verfügung.
    Bei den in Aussicht gestellten Zuschüssen entfiele der Druck, anderen Schulen für dort notwendige Maßnahmen Gelder vorzuenthalten. Die Kosten für die Hansestadt würden sich im Rahmen dessen bewegen, was ohnehin bereits in den Haushalt 2010 für die Sanierung eingestellt worden ist, möglicherweise sogar darunter.
  • Die Dorferhaltungssatzung (Anlage 2 zu diesem Schreiben) sieht besondere Schutzmaßnahmen vor, in deren Anwendungsbereich auch die Schule fällt.
    Die Schule ist Bestandteil des historischen Ortsbildes. Die Verwaltung hat in den vergangenen Jahren immer wieder umliegende Bauvorhaben stark eingeschränkt, mit erheblichen Auflagen versehen oder abgelehnt. Die geschah stets auch unter ausdrücklicher Bezugnahme auf eben diese Vorgaben, die sich im Kern um den Erhalt des historischen Ortskerns und des Schulgebäudes drehen. Es wäre unverständlich, wenn dieser Schutz, den Anwohner stets zu beachten hatten und beachtet haben, nun plötzlich ausgerechnet in Bezug auf das Schulgebäude selbst entfallen sollte.
  • Die Anmeldezahlen der Grundschule zeigen deutlich nach oben.
    In den seitens der Verwaltung angeführten Anmeldezahlen sind weder Kinder mit Gastschulanträgen noch die Zuzüge des zweiten Halbjahres 2013 und dortige Geburten berücksichtigt. Auch wenn die Schülerzahlen derzeit die Grenze von 80 Kindern nicht überschreiten, so ist erkennbar, dass dies bereits im Schuljahr 2016/2017 der Fall sein wird. Bei gewohntem Zulauf aus umliegenden Kreisen wird die Zahl 80 auf absehbare Zeit dauerhaft deutlich überschritten werden.
  • Die dörfliche Gemeinschaft in Groß Steinrade würde unter einer Schließung der Schule erheblich leiden.
    Die Schule ist Zentrum des dörflichen Lebens innerhalb einer intakten Gemeinschaft. Weder die entstandene Kita noch das – kleine – Dorfgemeinschaftshaus hätten das Potenzial, diesen Verlust auszugleichen. Die 104 Jahre alte Schule hat sei jeher eine besondere Bedeutung für Groß Steinrade. Diese sollte nicht durch eine Schulschließung aufs Spiel gesetzt werden.
  • Die Erwartungen von jüngst angesiedelten Neubürgern würden bitter enttäuscht.
    In Groß Steinrade sind in den vergangenen 10 Jahren mehrere große Neubaugebiete entstanden, das letzte 2012/2013. Gebaut haben überwiegend junge Familien, die sich an Kita und Grundschule orientiert haben. Rund 500 Menschen sind zugezogen. Diese Menschen haben sich auf den Erhalt der Grundschule verlassen und fühlen sich durch die Schließungsdebatte getäuscht. Die Hansestadt könnte an kleineren Standorten zukünftig nicht mehr glaubhaft ansiedeln. Der Stadtentwicklungsplan sieht zudem den Standort Groß Steinrade ausdrücklich als einen Stadtteil mit einem hohen Entwicklungspotenzial. Dies ließe sich bei einer Schließung der Schule nicht mehr verwirklichen. Mit einer Abwanderung etwaiger Interessenten in umliegende Kreise wäre fest zu rechnen.
  • Schulen im dörflichen Umfeld sind nicht unmodern und Lübecks besonderer Struktur geschuldet.
    Es gibt keinen Bundestrend, der zur Schließung kleinerer Schulstandorte führt. Andere Flächenländer wie etwa Nordrhein-Westfalen bekennen sich ausdrücklich zu kleineren Schulstandorten und lehnen pauschale Schulschließungen ab. Auch die neue Bildungsministerin Schleswig-Holsteins spricht sich für die Erhaltung von kleineren Schuleinheiten aus. Bei Groß Steinrade handelt es sich auch nicht um einen kleinen Schulstandort. Die durch die Neubaugebiete zwingend absehbaren Anmeldezahlen werden zu einer Belegung führen, die weit über das Niveau hinausgeht, das in den vergangenen Jahren üblich war, ohne dass zu diesem Zeitpunkt die Schule ernsthaft in Frage gestellt worden wäre. Auch andere Schulstandorte im dörflichen Umfeld Lübecks werden in ihrer Existenz nicht angezweifelt. Keine der in der Lübecker Bürgerschaft vertretenen Parteien hat sich in der Vergangenheit zu Zentralisierungsplänen bekannt. Im Gegenteil ist der Erhalt von Schulen im dörflichen Umfeld immer wieder als politisches und soziales Ziel betont worden.
  • Eine Außenstellenlösung ist sinnvoll und möglich.
    Der Schulrat Herr Dreier hat auf der Veranstaltung am 23.01.2014 ausdrücklich betont, dass für den Standort Groß Steinrade eine Lösung als Außenstelle der Grundschule Schönböcken sinnvoll und nach wie vor möglich ist. Eine Elternversammlung wie auch die Schulkonferenz haben diese Lösung bereits bestätigt. Diese Lösung ermöglicht beiden Schulen aufgrund der erhöhten Flexibilität im Personaleinsatz verbunden mit Kosteneinsparungen im Sach- und Personalbereich den Fortbestand über viele Jahre. Auch für die Grundschule Schönböcken würde sich in absehbarer Zeit die Existenzfrage bei dieser Lösung nicht stellen.
  • Eine Schließung der Schule bedeutet das Auseinanderreißen bestehender Klassenverbände.
    Für keine der vier Klassen ergäbe sich eine Perspektive, im Rahmen derer die Kinder zusammenbleiben könnten. Sie müssten zum einen über Schulen verteilt werden, die den Raumbedarf derzeit selbst kaum sinnvoll decken können, zum anderen absehbar auch über dort bereits bestehende Klassen. Es käme zu keinem schonenden Herunterfahren der Schule unter Auslaufenlassen der Klassen, sondern zum harten Schnitt. Dies ist noch keinem Schulverband in Lübeck bislang zugemutet worden und stellte eine unzumutbare Belastung der Kinder dar, die jetzt bereits teilweise erheblich unter der Situation leiden. Die Integration in die Pestalozzi-Schule erweist sich bereits jetzt als ausgesprochen schwierig. Es kommt zu Hofrangeleien und offenen Beschimpfungen („Schimmelkinder“). Dies lässt nicht erwarten, dass das mit einer Schließung und Umverteilung der Kinder erfolgende Sozialexperiment glücklich von statten gehen wird.

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